Klitschko-Regisseur: Gegen uns sieht Rocky alt aus
„Klitschko“, die große Verfilmung des Lebens der Klitschko-Brüder Wladimir (35) und Vitali (39) läuft heute im Kino an. Zusammen mit der gesamten Crew, inklusive Regisseur Sebastian Dehnhardt (43) und Natalia Klitschko, Vitalis Frau, präsentierten die Profiboxer den Streifen bei der Premiere in Berlin. Wir sprachen mit ihnen und dem Regisseur über die Dreharbeiten und einiges mehr.
„Boxen ist für das Medium Film eine total geile Sportart. Sie ist hochdynamisch, da geht es um so viel und das können wir auch mit Aufnahmen zeigen. Wir haben Hochgeschwindigkeits-Bilder, dagegen sieht Rocky wirklich alt aus“, berichtet Sebastian Dehnhardt begeistert von seinem neusten Film. Man merkt ihm an, dass er etwas nervös ist, aber ebenso strahlt er Begeisterung und Freude aus. Wir wollten wissen in welchem Augenblick er auf die Idee gekommen sei einen Film über die Klitschkos zu drehen: „Als die beiden gleichzeitig Weltmeister geworden sind, da war für mich klar, dass da eine tolle Brüder-Geschichte zu erzählen ist.“ Ihm sei auch klar gewesen, dass nicht alles ohne Reibungsverluste ablaufen werde, aber genau das habe es interessant gemacht. Denn immerhin gehe es nicht um den Sport allein, sondern um Menschen, um Brüder und um das Leben. „Mit dem Konzept bin ich zu ihnen hingegangen und hab gesagt: 'Ich will nicht nur einen reinen Boxfilm über euch drehen, sondern einen Film über Brüder.' Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte und das hat sie letztendlich überzeugt.“
Zweieinhalb Jahre habe er Wladimir und Vitali begleitet. Eine lange Zeit, wenn man bedenkt, dass die Kameras dauernd um die Boxer herum präsent waren. Haben sie sich dabei unkompliziert gegeben oder gab es Momente, in denen sie die Kamera am liebsten aus dem Weg gedrückt hätten? „Es war so professionell gemacht von dem Regisseur Sebastian Denhardt. Die Kamera hat uns überhaupt nicht gestört“, sagt Wladimir. Und Sebastian Dehnhardt unterstreicht das: „Sie haben wirklich keinen Einfluss [auf die Dreharbeiten] genommen. Sie haben mich einfach machen lassen. Wenn wir nach dem Kampf in der Kabine waren und sie wollten mal die Hosen wechseln, dann haben sie vielleicht gesagt: 'Mach doch mal die Kamera aus.'“
Ob die beiden Klitschkos mit den Aufnahmen das Boximage wohl etwas aufpolieren wollten? Darum ginge es bei diesem Film nicht, dennoch betont Vitali, dass Boxen keine Gewaltverherrlichung, sondern strategischer und kontrollierter Aggressionsabbau sei. Er selbst sei seit 25 Jahren Boxer und habe seine Fähigkeiten noch nie außerhalb des Rings missbraucht. Ob es trotzdem jemanden gäbe, den er gerne umhauen würde? Vitali überlegt: „Mike Tyson! Aber der boxt leider nicht mehr.“
Mike Tyson ist für einen Boxer natürlich eine hohe Messlatte. Aber es gibt noch eine größere Legende, die indirekt Einfluss auf den Film hatte, wie Sebastian Denhardt erzählt: „Ein ganz toller Film, der auch einen Oscar gewonnen hat, ist die Dokumentation über Muhammet Ali: 'When We Were Kings'. Die habe ich mir natürlich mehrfach reingezogen und mir auch ein Beispiel daran genommen.“ Aber was ist es nun für ein Gefühl, wenn man nach zweieinhalb Jahren selbst eine so hochwertige Dokumentation über zwei Boxer vor einem großen Publikum präsentieren darf? „Ein saugeiles!“ antwortet Dehnhardt mit freudigem Gesicht.
Und wie sieht die Kino-Zukunft der Klitschkos nun wohl aus? Immerhin waren sie ja schon in einigen Werbespots zu sehen. Und nicht nur das. Wladimir gibt zu bedenken, dass er schon in zwei Filmen von Til Schweiger (47) mitgespielt habe: „Keinohrhasen“ (2007) und „Zweiohrküken“ (2009). Doch aktuell gehe eine weit wichtigere Rolle vor: „Ich spiele gerade eine Rolle, die nimmt mir schon all meine Zeit weg. Und das ist die des amtierenden Weltmeisters im Schwergewicht.“