

Marcus Urban kritisiert Umgang mit schwulen Profifußballern
Marcus Urban, ehemaliger Profi des FC Rot-Weiß Erfurt, sorgt aktuell für teils betretenes Schweigen im Männerfußball: Der 54-Jährige, der sich 2007 als einer der ersten deutschen Fußballer öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte, gewährt in dem neuen Buch "Mensch Fußballstar" einen Blick hinter die sonst verschlossenen Türen der großen Ligen. So berichtet Marcus etwa von schwulen Paaren in der Bundesliga, die ihre Partnerschaften aus Angst vor Diskriminierung oder Verlust ihrer Karriere bis heute verbergen. Während Homosexualität im Frauenfußball längst kein Tabu mehr ist, plagt man sich in der Männerabteilung offenbar noch immer mit längst überholten Ressentiments, so der gebürtige Weimarer: "Es gibt noch viel zu viele Menschen um die Spieler herum, die ihnen aufgrund eigener Ängste vom Outing abraten."
Marcus erklärt weiter, dass zahlreiche Spieler sich gezwungen fühlen, Scheinbeziehungen oder gar arrangierte Ehen zu führen, die durch Agenturen gemanagt werden – immer mit tatkräftiger Unterstützung vermeintlich versierter Berater, die die Spieler zusätzlich unter Druck setzen. Besonders erschreckend findet er, dass bis heute auf dem Platz immer wieder homophobe Äußerungen fallen, die homosexuelle Spieler in ihrer Zurückhaltung bestärken. Marcus wünsche sich für den Männerfußball eine Zukunft, in der Outings mehr Akzeptanz erfahren und die Freiheit der Spieler gestärkt wird.
In den letzten Jahren haben sich nur wenige Profifußballer geoutet, doch jeder einzelne sorgte für enorme Resonanz und lieferte damit einen wertvollen Beitrag zur Normalisierung vielfältiger Liebes- und Lebensweisen im Fußball. Thomas Hitzlsperger (43) wagte den Schritt im Jahr 2014 nach Beendigung seiner Karriere, später folgten aktive Spieler wie der Australier Josh Cavallo oder der Engländer Jake Daniels (20), die mitten im Profibetrieb ihr Coming-out wagten. Für viele junge Spieler gelten sie als wichtige Vorbilder, die für mehr Authentizität im Profisport stehen – und mit ihrem Mut den Weg für kommende Generationen geebnet haben.