

Regisseur Mohammad Bakri im Alter von 72 Jahren verstorben
Mohammad Bakri ist tot. Der palästinensisch-israelische Regisseur und Schauspieler starb im Alter von 72 Jahren, wie seine Familie dem Branchenmagazin The Hollywood Reporter bestätigte. Der Künstler, geboren in Nordisrael und mit israelischer Staatsbürgerschaft, machte sich seit den 1980er Jahren einen Namen mit Filmen und Theaterstücken, die palästinensische Identität in den Mittelpunkt stellten. Er arbeitete auf Arabisch und Hebräisch, trat in Israel wie in der arabischen Welt auf und suchte immer wieder die Zusammenarbeit über gesellschaftliche Grenzen hinweg. Zuletzt stand er mit seinen Söhnen Adam und Saleh vor der Kamera – ein generationsübergreifender Moment, der nun als Vermächtnis bleibt.
Bekannt wurde Mohammad international vor allem durch den Dokumentarfilm "Jenin, Jenin" aus dem Jahr 2003. Das Werk beleuchtet die Folgen einer israelischen Militäroperation in der Stadt Jenin im Westjordanland während der zweiten Intifada und sorgte wegen seiner Perspektive für heftige Debatten. In Israel wurde der Film verboten, anschließend sah sich Mohammad beinahe zwei Jahrzehnte lang mit juristischen Auseinandersetzungen konfrontiert. Parallel prägte er die israelische und palästinensische Kulturszene als Darsteller in Kino und Theater: In den 1980er-Jahren wirkte er in Mainstream-Produktionen mit, darunter "Beyond the Walls", das die Beziehungen zwischen inhaftierten Israelis und Palästinensern schildert. Auf der Bühne setzte er mit dem Einpersonenstück "The Pessoptimist" nach Emile Habiby ein Zeichen. Sein letztes großes Projekt: das Familiendrama "Im Schatten des Orangenbaums" der Regisseurin Cherien Dabis, in dem er mit Adam und Saleh Bakri eine palästinensische Familiengeschichte über mehr als sieben Jahrzehnte erzählt. Der Film wurde von der Academy als bester internationaler Film nominiert.
Mohammad studierte an der Universität Tel Aviv und verband in seinem Schaffen künstlerische Neugier mit biografischer Verwurzelung. Die Theater- und Filmszene schätzte ihn als Kollegen, der Kontroversen nicht scheute und gleichzeitig die Zusammenarbeit suchte. Filmwissenschaftlerin Raya Morag würdigte ihn gegenüber The Hollywood Reporter mit den Worten: "Er war ein sehr mutiger Mensch, der für seine Ideale einstand und sich weigerte, sich anzupassen", und betonte, dass er dafür in beiden Gesellschaften einen Preis zahlte. Privat blieb Mohammad seinen Wurzeln treu und band seine Familie eng in seine Arbeit ein – die gemeinsame Dreharbeit mit seinen Söhnen steht dafür exemplarisch und gibt seinem Lebenswerk eine zutiefst persönliche Note.




