So hart war Andrea Sawatzkis Kindheit mit dementem Vater
Andrea Sawatzki (62) hat über die schwerwiegenden Erfahrungen ihrer Kindheit gesprochen. Schon im Alter von acht Jahren musste die Schauspielerin ihren an Demenz erkrankten Vater pflegen. Diese verantwortungsvolle Aufgabe belastete sie enorm, denn die Krankheit ihres Vaters führte zu Aggressionen und Gewaltausbrüchen. Besonders ein Vorfall habe sich tief in ihr Gedächtnis eingeprägt: Nach einem Streit schlug ihr Vater sie mehrfach ins Gesicht, wobei sein Ehering eine Verletzung an ihrer Augenbraue verursachte. "In den Jahren, als ich ihn pflegen musste, war da irgendwann nur noch Angst und Widerwille. Und auch Hass", erinnert sich Andrea im Interview mit Zeit. Als ihr Vater 1978 starb, war ihre vorherrschende Emotion keine Trauer, sondern Erleichterung.
Nach seinem Tod plagten die 62-Jährige lange schwere Schuldgefühle. Da auch ihr Verhältnis zu ihrer Mutter von Schwierigkeiten geprägt war, traute sich Andrea nicht zu, überhaupt lieben zu können. Heute hat sie sich selbst die "unermesslichen" negativen Gefühle gegenüber ihrem Vater verzeihen können. "Ein zwölfjähriges Kind will seinen Vater umbringen. Aber es ist mir gelungen, die kleine Andrea in den Arm zu nehmen. Und ihr zu sagen: 'Du bist nicht so schlimm, wie du denkst'", erzählt sie.
Lange Zeit hatte Andrea das Gefühl, keine eigene Familie gründen zu können – die Angst vor Nähe und dem Gefühl des Eingeschlossenseins seien zu groß gewesen. Doch in Christian Berkel (67), den sie 1998 kennenlernte, und ihren gemeinsamen zwei Söhnen fand Andrea schließlich Stabilität. "Ohne meine Familie hätte ich dieses Leben nicht überlebt", betont sie. Durch den eigenen Nachwuchs sei sie endlich in der Lage gewesen, ihre eigene traumatische Kindheit zu verarbeiten.