Netflix überträgt riskanten Kletterversuch von Alex Honnold
Extremkletterer Alex Honnold will es wieder wissen: Im Januar will der US-Star in Taipeh die Fassade eines 508 Meter hohen Wolkenkratzers erklimmen – völlig ohne Sicherung, ganz wie einst am legendären El Capitan im Yosemite-Nationalpark. Der Unterschied: Dieses Mal verfolgen Millionen Zuschauer das Wagnis in Echtzeit, denn Netflix überträgt den Kletterversuch weltweit als Live-Event. In den frühen Morgenstunden des 24. Januar, um 2 Uhr deutscher Zeit, soll Alex an der Glas- und Stahlfront des 101-stöckigen Gebäudes ansetzen und sich Stockwerk um Stockwerk nach oben arbeiten – im schlimmsten Fall auch mit den Kameras dabei, falls er abstürzt.
Der Streamer steht dafür bereits in der Kritik: Sollte Alex in die Tiefe stürzen, wären die Bilder ungeschnitten und live auf Bildschirmen rund um den Globus zu sehen. Netflix nimmt damit ein ähnliches Risiko in Kauf wie der Kletterer selbst, denn ein Abbruch des Signals im Ernstfall wäre zu spät. Alex selbst lässt die Debatte gelassen. Gegenüber Netflix sagte er: "Es geht um mein Leben – mir ist es egal, wer zuschaut. Mir geht es darum, meine Aufgabe zu erfüllen." Dass er noch nie eine Hochhausfassade bestiegen hat, schreckt ihn nicht: "Klettern ist Klettern, man versucht, konzentriert zu bleiben und nicht abzustürzen." Nur eines gibt er zu: Die immer gleiche Oberfläche eines Wolkenkratzers sei deutlich "eintöniger" als die natürliche Struktur einer Felswand.
Weltweite Bekanntheit erlangte Alex mit seinem spektakulären Free-Solo-Aufstieg am 884 Meter hohen El Capitan, der im Oscar-prämierten Dokumentarfilm "Free Solo" festgehalten wurde. Darin war der Sportler bei der Vorbereitung, auf der Route und im Privatleben zu sehen – inklusive der Spannungen, die seine lebensgefährlichen Projekte für sein Umfeld bedeuten. Damals zeigte der Film auch, wie Freunde und Familie zwischen Bewunderung und Angst schwankten, wenn Alex wieder einen neuen Traum am Fels verfolgte. Über sein Leben abseits der Wände ist wenig Schlagzeilenträchtiges bekannt, doch in Interviews wirkte der Kletterer oft zurückhaltend, eher nüchtern als laut, und stellte immer wieder klar, dass für ihn vor allem eines zählt: absolute Konzentration und die vollständige Kontrolle über jeden einzelnen seiner Schritte.






