Verweichlicht: Boris Becker rechnet mit Tennisnachwuchs ab
Boris Becker (57) übt scharfe Kritik am deutschen Tennisnachwuchs: "Sie haben Panikattacken, wenn man sie fordert", schimpft der ehemalige Wimbledon-Sieger, der mit nur 17 Jahren Tennisgeschichte schrieb, im Gespräch mit Spiegel. Laut dem gebürtigen Badener können viele Nachwuchsspieler heute nicht mehr mit dem nötigen Biss aufwarten. Sie wollen "alles ganz gemütlich, alles ganz nett" und lieber eine gute Work-Life-Balance statt Erfolg im Sport, so der Tennisexperte. Das Thema kam auf, als Boris im Gespräch mit dem Magazin den aktuellen Zustand des Sports in Deutschland erörterte und dabei betonte, dass ihm insbesondere die Entwicklung der Jugendsparte Sorgen bereite.
Boris führte seine Kritik weiter aus, wobei er vornehmlich Spieler ins Visier nahm, die gerade die Volljährigkeit erreicht haben: "Ich habe mit dieser Generation die Erfahrung gemacht, dass denen vieles zu anstrengend ist, zu schwierig. Die kommen mit dem Druck nicht klar", erklärte er im Interview. Besonders hart ins Gericht ging die Tennislegende aber nicht nur mit den jungen Spielern, sondern auch mit dem Deutschen Tennisbund. Dort fehle es seiner Meinung nach an Fachwissen und analytischen Fähigkeiten, um Talente wirklich zu fördern und große Karrieren überhaupt zu ermöglichen. Auch wenn es im Verband viele engagierte Menschen gebe, sieht Boris deutlichen Nachholbedarf bei der Nachwuchsförderung.
Boris weiß aus eigener Erfahrung, wie hoch der Druck und die Anforderungen im Profisport sein können – schließlich gewann er als Teenager den wichtigsten Tennistitel der Welt und wurde damit schon früh zur öffentlichen Figur. Sein persönlicher Weg im Tennis war von eiserner Disziplin und einem unerschütterlichen Siegeswillen geprägt, den er bei seinen Nachfolgern nun offenbar schmerzlich vermisst. Privat ist er mehrfacher Vater und lebt seit einigen Jahren wieder in Deutschland. Trotz seiner Kritik an der Jugend war Boris in der Vergangenheit immer wieder auch als Förderer und Mentor junger Spieler aktiv. Persönlich pflegt er Kontakte zu einer Reihe junger Tenniskollegen und engagiert sich regelmäßig in sozialen Projekten wie Benefiz-Matches und Jugendturnieren.