Beruht der Netflix-Hit "Squid Game" auf wahren Ereignissen?

Beruht der Netflix-Hit "Squid Game" auf wahren Ereignissen?

- Carina Bukenberger
Lesezeit: 2 min

Die koreanische Erfolgsserie Squid Game startet am 27. Juni in die dritte Staffel und sorgt erneut für hitzige Diskussionen unter Fans. Besonders hartnäckig hält sich seit einiger Zeit das Gerücht, die Dramaserie beruhe auf wahren Begebenheiten: Tatsächlich gab es bis in die 1980er Jahre ein Internierungslager in Südkorea, in dem unter dem Deckmantel einer Wohlfahrtseinrichtung sogenannte "Herumtreiber" zwangsinterniert wurden – eine Einrichtung, die laut kino.de auf den ersten Blick frappierende Ähnlichkeiten zur Serienkulisse aufweist. Vermeintliche Originalaufnahmen aus diesem Hyeongje-Wohlfahrtsheim kursieren auf Social Media und sollen belegen, wie ähnlich die Einrichtung den in "Squid Game" gezeigten Räumlichkeiten war – inklusive verspielter Architekturelemente, gigantischer Treppenhäuser und fröhlicher Farben wie Mintgrün und Rosa. Doch was ist dran an diesem fragwürdigen Bildmaterial und der düsteren Theorie der Serienfans?

Wer gern an dem Mythos festhalten möchte, die Netflix-Serie würde tragische historische Ereignisse aufarbeiten, sollte ab hier besser nicht weiterlesen: "Squid Game" ist laut Serienschöpfer Hwang Dong-hyuk nämlich eine komplett fiktive Serie, der keinerlei wahre Begebenheiten zugrunde liegen. Die auf Social Media geteilten Fotos des Hyeongje-Wohlfahrtsheims wurden mittlerweile von verschiedenen Experten als KI-generiert entlarvt. Dennoch betonte Hwang im Interview mit Variety, dass die Serie von realen gesellschaftlichen Problemen und persönlichen Erfahrungen inspiriert sei – etwa in Bezug auf soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten. So wurde er beispielsweise durch den Streik bei SsangYong Motors im Jahr 2009 beeinflusst. Damals entließ der Autohersteller über 2.500 Menschen, woraufhin ein beispielloser Arbeitskampf begann. Dieses Ereignis spiegelt sich in der Geschichte der Hauptfigur Seong Gi-hun wider, der ebenfalls nach einer Massenentlassung mit existenziellen Sorgen kämpft, die ihn schließlich in der Entscheidung bestärken, an den Spielen teilzunehmen.

Die Diskussion um den Wahrheitsgehalt ändert jedoch nichts an der erzählerischen Kraft der Serie. Auch in der dritten Staffel bleibt "Squid Game" seinem Konzept treu: Gesellschaftskritik in grellen Bildern, verpackt in eine perfide Spielmechanik, bei der es ums nackte Überleben geht. Regisseur und Drehbuchautor Hwang hat bereits angedeutet, dass neue Figuren und unerwartete Wendungen auf die Zuschauer warten. Zudem soll die Geschichte der Hauptfigur Seong fortgesetzt werden – diesmal nicht nur als Mitspieler, sondern womöglich als Gegenspieler. Trotz der widerlegten Gerüchte über reale Vorbilder bleibt die Netflix-Serie damit relevant: Sie thematisiert eindringlich den Preis des Aufstiegs in einer zutiefst ungleichen Gesellschaft – und zwingt das Publikum einmal mehr zum Hinschauen.

Lee Jung-Jae, Park Gyu-young und Lee Byung-hun im Juni 2025 in London
Getty Images
Lee Jung-Jae, Park Gyu-young und Lee Byung-hun im Juni 2025 in London
Hwang Dong-hyuk, "Squid Game"-Schöpfer
Yonhap News/YNA/Newscom/The Mega Agency
Hwang Dong-hyuk, "Squid Game"-Schöpfer
Szene aus der dritten "Squid Game"-Staffel
Noh Ju-han / Netflix, © 2025 Netflix, Inc.
Szene aus der dritten "Squid Game"-Staffel
Was haltet ihr davon, dass Serienschöpfer Hwang sich von realen Krisen inspirieren lässt?