

True-Crime-Doku über BTK-Serienkiller erobert Netflix-Charts
Seit dem 10. Oktober sorgt Netflix mit einem neuen True-Crime-Kracher für Gänsehaut: "Mein Vater, der BTK-Killer" ist gerade dabei, die Streamingcharts im Sturm zu erobern. Im Zentrum steht Kerri Rawson, deren Welt 2005 zusammenbrach, als ihr Vater – der unscheinbare Familienmensch Dennis Rader – als brutaler Serienmörder enttarnt wurde. Das berüchtigte Kürzel BTK, unter dem er bekannt wurde, steht für "Bind, Torture, Kill" (dt.: fesseln, foltern, töten) und beschreibt seine grausame Vorgehensweise. Die Doku zeichnet nach, wie Kerri lernen musste, mit der monströsen Doppelnatur ihres Vaters zu leben – einem Mann, der über 30 Jahre angesehenes Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche war, zum Gemeindevorsteher gewählt wurde und nachts mordete.
Regisseurin Skye Borgman, bekannt durch ihre Arbeit an der Produktion "Abducted in Plain Sight" (dt.: Vor aller Augen entführt), inszeniert die Geschichte mit Gespür für Zwischentöne. Statt in voyeuristische Tatdetails abzudriften, richtet sie den Blick auf das Danach – auf die Bruchstellen einer Familie, die vom eigenen Vater zerstört wurde. Kerri tritt darin nicht als Opfer auf, sondern als Chronistin ihres Schmerzes, ihrer Wut und ihres Weges zur Selbstdefinition. Sie gewährt Einblicke, die selten sind im True-Crime-Genre: Was geschieht, wenn die Wahrheit über einen geliebten Menschen alles untergräbt, was man über sich selbst zu wissen glaubte?
Seit Dennis' Festnahme im Februar 2005 ringt Kerri mit Loyalität, Erinnerung und der bitteren Frage, wie sie dieses Wissen über ihren Erzeuger mit ihrem Selbstbild in Einklang bringen kann. Ihre leisen Reflexionen wirken stärker als jede Tatortaufnahme – weil sie das Nachbeben zeigen, nicht den Knall. So öffnet der Film keine alten Wunden, sondern zeigt, dass manche Narben schlicht nie verheilen. Statt auf Schockeffekte setzt er auf ehrliche Verletzlichkeit innerhalb eines scheinbar stabilen Familienkonstrukts – und macht so deutlich, dass die tiefsten Abgründe oft im nächsten Umfeld lauern.