Margot Friedländer findet letzte Ruhe neben ihrer Familie
Margot Friedländer (✝103) wird am kommenden Donnerstag, dem 15. Mai, auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im Kreise ausgewählter Gäste beigesetzt. Wie ein Sprecher ihrer Stiftung laut Bild bestätigte, handelt es sich bei der Bestattung um eine private Zeremonie, deren Gästeliste zunächst nicht veröffentlicht wurde. Die Holocaust-Überlebende war am Freitag gestorben. Bei der Beerdigung findet die Zeitzeugin ihre letzte Ruhe neben ihren Großeltern Wilhelm und Adele Gross, wie aus Angaben hervorgeht. Auf dem Familiengrab befindet sich auch eine Gedenktafel für ihre Mutter Auguste Bendheim und ihren Bruder Ralph, die im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurden.
Der Tod der 103-Jährigen hat nicht nur in Berlin große Bestürzung ausgelöst – zahlreiche Menschen möchten persönlich Abschied nehmen. Wie das Blatt berichtet, können sich Trauernde bereits ab Dienstag im Roten Rathaus in ein Kondolenzbuch eintragen. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner und die Berliner Senatoren werden diesen Schritt als Erste vollziehen und der Verstorbenen gedenken. Margot erhält zudem ein Ehrengrab auf dem Friedhof, da sie als Ehrenbürgerin der Stadt ausgezeichnet war. Die Kosten für Pflege und Instandhaltung des Grabes übernimmt der Bezirk – eine besondere Ehrung, die der Stadt sehr wichtig ist. Darüber hinaus ist in Berlin auch eine größere öffentliche Trauerfeier zu Ehren Margots geplant. Datum und Ort sind derzeit noch in der Abstimmung, da möglicherweise auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69) und weitere hochrangige Persönlichkeiten anwesend sein werden.
Margot war als Jüdin während der Zeit des Nationalsozialismus ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden und hat ihre Familie im Holocaust verloren. Nach dem Krieg wanderte sie zunächst in die USA aus, kehrte aber im hohen Alter wieder nach Berlin zurück. Bis zuletzt erzählte sie als Zeitzeugin von ihren Erfahrungen in der NS-Zeit und setzte sich unermüdlich für Erinnerung und Versöhnung ein. In diesem Jahr hätte Margot das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland erhalten sollen – die Auszeichnung gilt trotz ihres Todes rechtlich als verliehen. Persönlich war sie dafür bekannt, auch jungen Menschen mutig und mit viel menschlicher Wärme zu begegnen. In Schulen, bei Veranstaltungen und Lesungen berührte sie viele Herzen und forderte immer wieder dazu auf, nicht zu hassen. "Seid Menschen. Das ist es, was ich euch bitte zu tun: Seid Menschen!", lautete einer ihrer Appelle, mit dem sie ihre Erlebnisse immer auch zum Teil der deutschen Erinnerungskultur machte.